Mittwoch, 13. August 2014

Maras Welt (Tagebucheintrag Nr. 2)

Tagebucheintrag Nr. 2
27.April 2012


Zwei gleiche Typen



Jeder ist sein eigener Typ Mensch, dachte ich bis heute. Naja, da habe ich bis vor heute Morgen falsch gedacht. Es gibt auch Menschen, die sich einen gewissen Typ teilen, den ich nicht ausstehen kann. Darunter fällt auch Sven. 
Seit zwei Tagen ruft er mich ständig an, und obwohl ich weder ans Telefon, noch an mein Handy gehe, nervt er mich. Meine Mailbox meldet sich: »Sie haben zehn neue Nachrichten.«
Wer diesen Mist erfunden hat, dem würde ich am liebsten den Hals umdrehen. Mein Chef bat mich in sein Büro und hielt mir eine Standpauke. Ich solle mich nicht so gehen lassen. Jede Beziehung endet mal und danach gibt es irgendwann eine Neue. Dieser Blödmann weiß doch gar nicht, was ich verloren habe. 
Meine Eltern nahmen mich nicht bei sich auf und nun wohne ich in einem Hotel. Toll was? 
»Daran bist du allein schuld. Du und dieses Miststück Sara«, zische ich und werfe mein Mobiltelefon auf das Bett. 
Die Nachrichten brauche ich mir gar nicht reinzuziehen, ist eh nur immer die gleiche Leier. 
Es tut mir leid. Oder: Bitte verzeih mir Mara, das mit Sara hat keine Bedeutung für mich, denn ich liebe nur dich. Und noch mehr dummes Gerede. 
Wie sollte ich ihm verzeihen? Ich habe sie in unserem Bett erwischt. Nein, das werde ich ihm nie vergeben, da kann er lange warten. 
Was wollte ich eigentlich erzählen? Ach ja richtig. 
Gestern war ich mit einer Freundin einen TrInken, und da hat mich so ein Milchbubi angemacht. Den habe ich schön abblitzen lassen. Der war nicht einmal beleidigt, sondern machte sich gleich an die Nächste ran. Was sollte ich da nur denken. Klappt es bei der einen nicht, nehme ich doch einfach eine andere. 
Genauso wie mein toller Exfreund. Nicht das es bei uns nicht geklappt hat, aber durch meine Arbeit kam ich oft sehr spät oder sehr früh nach Hause. Mir macht mein Job auch noch richtig Spaß und verderben oder gar ausreden konnte er ihn mir nie. Versucht hatte er es des Öfteren. 
Vielleicht kam für Sven der Spaß zu kurz, dabei hätte er es mir doch sagen können. 
Schon wieder singt mein Handy und hindert meine Gedanken daran, so richtig böse zu werden. 
Ich werfe einen Blick auf mein Telefon, welches zwischen Blümchenbettwäsche und meinem Koffer auf dem Bett liegt. Das Bett ist richtig nervig. Immer wenn ich mich auf ihm bewege, quietscht es. Was die Bewohner unter mir denken, möchte ich gar nicht wissen. Die Blicke, die sie mir beim Frühstück zu warfen, langten mir vollkommen. Gereizt stehe ich vom Boden auf und nehme endlich ab. Das Gebimmel kann richtig eindringlich sein.
Nimm ab! Komm schon, nimm ab! 
»Was?«, schreie ich in mein Handy und werde kleinlaut. Mit meinem Chef habe ich nun gar nicht gerechnet. Obwohl ich weiß, dass ich mich nicht herausreden kann, versuche ich es. Hundertmal sage ich, wie leid es mir tut und dass ich einen anderen erwartet habe. Er glaubt mir nicht. An diesem Abend bekomme ich meine zweite Verwarnung. Da schaffte es Sven nicht, mir meine Arbeit schlecht zu reden und jetzt sorgt er indirekt dafür, dass ich sie verliere. Echt super! Mara du musst dich mehr beherrschen, sage ich mir, doch wie soll ich das machen? Schließlich werde ich von meinem Ex regelrecht terrorisiert. 

Es wird Zeit, dass ich mir einen Schlachtplan überlege, doch das hebe ich mir für morgen auf. Jetzt rufe ich erst einmal meine Freundin an und frage sie, ob sie ein Plätzchen für mich hat. Das Hotel wird auf Dauer zu teuer für mich. 

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