Mittwoch, 13. August 2014

Rettet mein Würstchen

Wir sitzen alle beisammen am Tisch und erfreuen uns an unserem Raclette. Eine kleine Pfanne darf ich mein nennen und ich lege Käse hinein. Obenauf liegt mein Würstchen und brutzelt geräuschvoll vor sich hin. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Lecker. Leckeeeer. Schnell schaue ich mich um, ob mich eine meiner Schwestern blöde anstarrt, aber sie sind mit ihren eigenem Essen beschäftigt, so dass ich weiter herum sabbern kann. Nervös lecke ich mir über die Lippen. Wie lange dauert es denn noch, bis mein Würstchen endlich fertig ist. Fragend schaue ich meine Mama an, aber die schneidet schnell Pilze und Gemüse klein und beachtet mich gar nicht. Dumme Ziege!
Plötzlich schreien meine Schwestern auf und springen in die Luft. Unser Salat fliegt aus seiner Schüssel und landet auf unsren Köpfen. Hmm, wie das duftet. Irgendwie verbrannt. Und erst jetzt fällt mir die Flamme, und mein armes Würstchen auf. Da liegt es auf dem Raclette, umschlossen von einer riesigen Flamme, die bis an die Decke reicht und verfärbt sich schwarz. Menno, ich wollte es doch gleich essen. Inzwischen rennen meine Schwestern wie aufgeschreckte Hühner umher. Schreien und Kreischen. Ich bleibe ruhig sitzen und starre traurig mein Würstchen an. Da geht es hin. Zerfällt zu Asche, ohne in meinem Bauch zu landen. Mir kommen von dem Anblick die Tränen. Inzwischen brennt unser ganzer Tisch, aber ich bleibe bei meinem Würstchen und stehe ihm in der schlimmsten Zeit beiseite. Arme ergreifen mich und zerren mich von meinem Stuhl.
»Rettet mein Würstchen!«, schreie ich. »Ihr müsst mein Würstchen retten!«

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Was siehst du?

  Nun stehe ich hier. Im Raum der vielen Spiegel und ich weiß gar nicht, warum ich hier bin. Sieh dich an, sagten sie mir. Geh und sieh dich...